Norbert Weckerle im Interview

Wie Künstliche Intelligenz das Media Asset Management revolutioniert

Künstliche Intelligenz (KI) ist der große Trendbegriff der heutigen Zeit. Während viele immer noch abwinken und KI als ein Zukunftsthema abtun, welches sie in ihrer Digitalisierung nicht berührt, hält Automatisierung mittels KI Einzug in alle denkbaren Lebens- und Unternehmensbereiche. Wir sprechen mit Norbert Weckerle, geschäftsführender Gesellschafter von apollon, darüber, wie die neue Technologie das Media Asset Management bereits heute revolutioniert.

Herr Weckerle, vor einiger Zeit sprachen Sie im Zuge von PIM 2.0 davon, dass 2018 mehr als 20 Prozent des für die Wirtschaft relevanten Inhalts von Maschinen stammen werden. Würden Sie sagen, dass sich diese Prognose bestätigt hat?
Die Aussage von mir ist mittlerweile knapp drei Jahre her. In der Tat hat „Roboterjournalismus“ seinen Weg in den Alltag gefunden. In vielen Zeitungen und Zeitschriften werden Artikel von Maschinen erstellt – ohne dass der Leser Kenntnis davon hat –, hauptsächlich im Bereich Sport, Börse und Wetter. Aber auch im E-Commerce, beispielsweise bei der Erstellung von SEO-relevanten, „uniquen“ Texten für einen Onlineshop oder im Bereich Touristik bei der zielgruppenspezifischen Texterstellung kommen von Maschinen generierte Texte zum Einsatz. Ich glaube, dass Roboterjournalismus kein Ersatz ist, aber eine Ergänzung darstellt. Ein Kunde von uns erstellt beispielsweise Produktinformationen und Übersetzungen über automatische Textgenerierung. Der Anfangsaufwand ist sehr hoch, aber der Skalierungseffekt nach Parametrisierung und „anlernen“ der KI ist unschlagbar. Meine damalige Prognose war nicht ganz verkehrt, wahrscheinlich sind es aber heute noch keine 20 Prozent.

Inwieweit kann ein Unternehmen von maschinengestützter Content-Erstellung profitieren und welche Herausforderungen müssen dabei gemeistert werden?
Maschinen sollen den Menschen helfen, Arbeitsbereiche zu übernehmen, die sich automatisieren lassen. Die Content-Erstellung beziehungsweise die Erstellung kreativer Inhalte ist herausfordernd genug, da muss es nicht auch die Pflege der Systeme sein. Insbesondere MAM-Systeme, die zentraler Ort für den gesamten digitalen Content sind, sollten den Anwendern ein Maximum an Automatisierung bieten – sowohl beim Datenimport als auch beim Datenexport. Herausforderungen gibt es für die Anwender keine, denn das stünde im Widerspruch zu der Automatisierung. Vielmehr ist es wichtig, dass die MAM-Anwender den Systemen und der damit einhergehenden Entlastung stärker vertrauen und einen weiteren Schritt hin zur Digitalisierung wagen. Wie bereits oben erwähnt, sind vor allem Geschwindigkeitsvorteile durch die KI und die damit einhergehende Automatisierung interessant, aber bei nicht zu unterschätzendem Aufwand zu Beginn eines solchen Projekts.

Welche Rolle spielt KI im Media Asset Management für apollon?
Ein MAM-System steht und fällt mit dem digitalen Content. Und der digitale Content nimmt nicht ab, sondern steigt weiter an. Schauen sie sich doch selbst in ihren eigenen Reihen um. Die Anzahl ihres Contents in Form von Bildern oder Videos, welche im Marketing unverzichtbar sind, ist in den letzten Jahren nahezu explodiert. Wenn diese neuen Media Assets nicht unmittelbar in einem MAM-System bereitgestellt werden, so verpuffen sie beim Ersteller oder werden – bestenfalls – verspätet genutzt. Daher ist ein effektiver Datenimport unumgänglich. Bei großen Datenmengen kann dies effizient ausschließlich mit KI gemeistert werden. So übernimmt KI die Verschlagwortung des Contents automatisiert beim Import. Parallel berücksichtigt KI die zutreffendsten Schlagwörter, die ein Mensch in der Zeit nie zu leisten vermag. Nach Import können die Anwender den neuen Content sofort an beliebigen Touchpoints nutzen. Aber viel entscheidender ist, dass eine zeitintensive, manuelle Zuordnung dank KI vollends entfällt. Kurzum: KI in MAM-Systemen sorgt dafür, dass ein weiterer, nicht kreativer Arbeitsbereich den Maschinen übertragen wird. Und genau das bieten wir heute schon mit unserem OMN MAM an.

Für viele Unternehmen ist KI noch Zukunftsmusik. Können Sie Anwendungsbeispiele nennen, die auch für kleinere und mittelständische Unternehmen relevant sein wird?
Künstliche Intelligenz steckt heute in mehr Software, als uns bewusst ist. Prominente Beispiele sind Apples Siri, Amazons Alexa oder Google Now. Das Smartphone steckt voller KI, genauso wie das Auto. Selbst das Zuhause wird smart, wieso sollte es dann auch nicht das Unternehmen sein, unabhängig von der Unternehmensgröße? Dabei müssen kleine und mittelständische Unternehmen nicht bei sich selbst anfangen. Zu Beginn genügt es, wenn KMUs bei extern bezogenen Softwarelösungen darauf achten, ob die Anbieter KI-Entwicklungen in ihren Lösungen vorgesehen oder bereits implementiert haben. So können selbst KMUs in den Genuss von KI kommen und hiervon profitieren ohne selbst aktiv zu werden.

Wie sehen Sie die kurz- und mittelfristige Entwicklung von KI und ihre Bedeutung für Unternehmen?
Ich denke am anschaulichsten ist es, wenn man sich das Bildaufkommen vor Augen führt, um die Entwicklung von KI zu beurteilen. Jeden Tag werden bis zu 2 Milliarden Fotos und Videos in das Internet geladen – alleine Facebook verzeichnet 250 Millionen Uploads täglich. Die Gesamtzahl von Facebook Fotos mit Motiven wie Babys und Katzen ist heute schon mehrere 10.000mal größer als die Gesamtanzahl der Fotos in der US-amerikanischen Library of Congress, in der die Geschichte der USA von Beginn an dokumentiert ist. Es ist daher stark anzunehmen, dass das Internet auch in Zukunft noch visueller und bewegter werden wird. Visuell bedeutet aber auch, dass sich die Suche nach Inhalten von einer einfachen, textbasierten Suche mehr zu einer bildbasierten Suche entwickeln wird. So werden Sie zukünftig lediglich per Bild an die Informationen gelangen, die Sie benötigen. Daher ist KI, wie wir sie heute kennen, noch lange nicht am Ende. Es stehen sowohl kontinuierliche Verbesserungen in der aktuellen Bilderkennung als auch Weiterentwicklungen an. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie diese Entwicklungen nicht außer Acht lassen dürfen, denn es eröffnen sich hiermit weitere Absatzwege. So wird der Kunde in Zukunft das Produkt, welches er gesehen hat, abfotografieren und in die Suche seines Online-Shops hochladen. Sind Unternehmen hierauf nicht mit Suchtreffern vorbereitet, so könnten ergänzende Einnahmequellen verlorengehen. Ich bin ganz sicher: KI wird unser privates, aber auch berufliches Umfeld revolutionieren.

Für welche Unternehmen kommt ein umfassendes MAM-System überhaupt in Frage?
Theoretisch für jedes Unternehmen, das richtig guten Content erzeugen und diesen maximal nutzen möchte. Entscheidend ist, wie gut auffindbar dieser Content ist. Denn wenn ein Mitarbeiter den benötigten Content schwer findet oder gar mehrfach ablegen muss, dann sollten sich Unternehmen alsbald mit einem MAM-System beschäftigen. Darüber hinaus bilden MAM-Systeme auch die Basis für integrierte Lösungen wie beispielsweise Redaktions- und Content Management Systeme, PIM-Anwendungen oder Web-to-Print-Lösungen. Gerade wenn Unternehmen diese Drittsysteme automatisiert mit den richtigen Assets versorgen möchten, ist ein MAM-System ebenso von Vorteil.

Wo sehen Sie generell die Schwerpunkte eines effizienten MAM-Systems?
Ein effizientes MAM-System hat zur Aufgabe, den gesamten digitalen Content eines Unternehmens smart bereitzustellen. Denn nichts ist ärgerlicher als ein Asset zu suchen, von dessen Existenz man weiß, es aber einfach nicht findet. Effiziente MAM-Systeme erleichtern aber nicht nur die Suche, sie verhelfen Unternehmen auch CI-konform mit dem Kunden zu kommunizieren. Angesichts der heutigen Anzahl an Informations- und Vertriebskanälen eine beeindruckende und unverzichtbare Leistung.

Neben der Funktionalität muss ein MAM-System auch benutzerfreundlich sein. Worauf legen die Kunden heutzutage besonders wert?
Kunden möchte eine intuitive und gleichzeitig vollumfängliche Lösung, mit der sie gleich starten können. Daher sollte ein MAM-System alle benötigten Funktionalitäten von Haus aus erfüllen. Nichts ist schlimmer für einen Kunden als nach dem Kauf noch in ergänzende, kostenpflichtige Funktionen zu investieren. In Zeiten der Digitalisierung achten die Kunden aber auch auf den technologischen Fortschritt und die geplanten Weiterentwicklungen. Schließlich sind MAM-Systeme längerfristige Projekte und der Kunde möchte, verständlicherweise, eine Investitionssicherheit genießen und das MAM-System nicht aufgrund von technischem Rückstand vorzeitig ablösen müssen.

Wer sind die tatsächlichen Nutzer eines MAM-Systems und wie hat sich deren Erwartungshaltung in den vergangenen Jahren entwickelt?
MAM-Systeme kommen für alle werbetreibenden Unternehmen in Frage, die digitalen Content erzeugen – branchenübergreifend. Bei den Nutzern kann es sich dabei sowohl um interne und externe Mitarbeiter, als auch um Partner und Dienstleister handeln. Im Detail wären dies der Marketing-Manager, der seinen erstellten Content unternehmensweit bereitstellen möchte oder der Produkt-Manager, der digitalen Content zu seinen Produkten erstellt. Aber auch der eCommerce-Manager, der seine Produkte mit digitalem Content ergänzen möchte oder die Übersetzer, die die Inhalte in andere Sprachen und Regionen anpassen. Nicht zu vergessen die Fotografen, die die Fotos zum Inhalt liefern. Daneben nutzen auch Agenturen und Mediendienstleister gerne MAM-Systeme, um Layout, Kundenlogos et cetera zu verwalten, sowie Zeitungen und Verlage, die die Abbildungen und Dokumente für ihre Publikationen verwalten. Die Erwartungshaltung hat sich dahingehend geändert, dass es in Unternehmen inzwischen einen Verantwortlichen für die Digitalisierung beziehungsweise für die digitalen Themen gibt und dieser MAM-Systeme in diesen Kontext stellt. Das bedeutet, dass ein heute eingeführtes MAM-System auch mit den zukünftigen Entwicklungen Stand halten muss.

Welche Innovationen sehen Sie neben der KI weit vorne im Media Asset Management?
Ein MAM-/DAM-System muss eine extrem offene System-Architektur bieten, um tiefste Integrationsmöglichkeiten in bestehende und neue Systemlandschaften zu ermöglichen – auch einzelne Services sollen herauslösbar sein und von anderen Systemen genutzt werden können. Die Einfachheit MAM-/DAM-Systeme an andere Tools, Komponenten und Services per Standard-Konnektoren andocken zu können, ist ein weiteres Schlüsselthema. Assets werden zukünftig von vielen Systemen benötigt, die Bereitstellung in Echtzeit ist daher zukünftig elementar. Relevant werden außerdem die Unterstützung sämtlicher (zukünftiger) Formate sein, zum Beispiel 3D, CAD für Anwendungen in Augmented Reality/Virtual Reality (AR/VR). Heute werden zudem oft Technologien aus dem Consumer-Bereich – wie beispielsweise Sprachsteuerung – im Nachgang in Business-Lösungen integriert – auch hier werden wir zukünftige weitere Themenfelder aufgreifen.

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